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Motiv: Stefanie Bahlinger; Auslegungstext: Renate Karnstein

Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe. (1.Korinther 16, 14)

„Ist doch klar!“, werden die meisten zustimmen. „Wer will das denn
nicht?“
Wie oft nehme ich für mich bewusst oder unbewusst in Anspruch, dass
Liebe die Motivation meines Handelns ist! Dabei entdecke ich, wie
hauchdünn der Grat zwischen Liebe und Machtausübung sein kann. Wir
erleben das als Eltern und als Kinder. Auch in Gemeinden, wenn ein
Amt, ein Dienst, ein Stil so zur persönlichen Herzenssache wird, dass
kein Raum bleibt für andere Sichtweisen. Wie schnell verschwimmen
die Grenzen zwischen leidenschaftlichem Engagement für die
Gemeinde und Durchsetzung von Eigeninteressen, oft als selbstloser
Dienst getarnt.


Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.

„Ist doch klar!“ heißt noch lange nicht: „Geht klar!“ Dazwischen liegen
Welten. Diese Aufforderung hält mir einen Spiegel vor und stellt mich
in Frage. Meint Paulus mit „Alles“ auch wirklich Alles?

Wie oft fällen wir Entscheidungen nicht nur für uns selbst, sondern mit weitreichenden
Folgen für andere und kommende Generationen?


In der Grafik der Künstlerin Stefanie Bahlinger

entdecke ich zwei
Kreise, die sich überschneiden. Sie können stehen für zwei Menschen,
für Himmel und Erde, für Gott und Mensch, für Gesellschaft und
Kirche, für Alltag und Gottesdienst, für Familie und Beruf … Für alle
Bereiche meines Lebens. Für Alles eben.

Die Schnittmenge der Kreise ist weiß umrandet und bildet einen Fisch,
Geheimzeichen und zugleich Bekenntnis der ersten Christen: Ichthys –
Jesus Christus, Sohn Gottes, Retter.
Der Fisch liegt in der Mitte eines
Herzens, das sich in beide Kreise hinein ausbreitet und so seine Form
gewinnt. Was ich nur halbherzig, mit zusammengebissenen Zähnen
oder aus Gewohnheit durchziehe, lasse ich besser. Soll ich also nur das
tun, wofür ich mich begeistern kann und was mir Freude macht? Den
leidigen Rest überlasse ich gerne anderen. Vielleicht ist genau das die
Nagelprobe: Wo handle ich lieblos anderen gegenüber, wenn ich nur
noch das tue, wofür mein Herz schlägt?
Wie ich etwas tue, kann entscheidender sein, als was ich tue. Paulus
drückt das in seinem Hohelied der Liebe radikal aus: Wenn ich im

Glauben Berge versetzen kann und ich alles, was ich habe, für andere
einsetze – „hätte aber die Liebe nicht“, wäre alles nichts und zu nichts
nützlich. Tiefe Erkenntnisse biblischer Wahrheit drohen fanatisch zu
werden, wenn sie nicht in der Liebe ihren Ausdruck finden. Ohne
Liebe erstickt der Glaube – sie ist die Atemluft des Glaubens.


Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.
Stefanie Bahlingers Grafik strahlt in unterschiedlichen Rot – und
Orangetönen diese wärmende und belebende Liebe aus. Mitten durch
das Herz strömt diese Atemluft, die die ganze Grafik erfrischt, sie in
Bewegung bringt. In den rechten dunkleren, rotbraunen Kreis dringen
viele bunte Flecke. Wo Gottes Geist weht, geschieht etwas, entsteht
Neues. Gott hat sich nicht gescheut, mit uns in Berührung zu kommen:
im geschwungenen weißen Kreuz der Künstlerin überschneiden sich
Himmel und Erde: „Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen
eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren
werden, sondern das ewige Leben haben.“ Johannes 3, 16


Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.
meint nicht, mit dem „Mantel der Liebe“ alle Konflikte zudecken. Jesus
lebte und handelte oft überraschend anders und provozierend. Er
scheute keine Auseinandersetzungen mit den religiösen Führern, die das
Gesetz achteten und liebten, aber die Menschen, die das nicht konnten
oder wollten, verachteten. Genau für die schlägt Jesu Herz. Seine Liebe
eröffnet Schwachen und Gescheiterten Räume, neu anzufangen. Sie
knackt auch harte Schalen wie die dunkle Umrandung der unteren
Herzhälfte in der Grafik.
Nach seiner Auferstehung fragte Jesus seinen Jünger Petrus drei Mal:
„Hast du mich lieb?“ Das Einzige, was für ihn zählte, nachdem Petrus
ihn zuvor in einer seiner dunkelsten Stunden drei Mal verleugnet hatte.
„Hast du mich lieb?“, fragt Jesus auch mich. Ich liege ihm also am
Herzen… Seine Frage trifft mich mitten ins Herz!
Bestürzt und
verwirrt bleibe ich erst einmal eine Antwort schuldig. Ich liebe meine
Familie, engagiere mich leidenschaftlich für Herzensanliegen, grabe
mich hinein in Gottes Wort, befasse mich intensiv mit aktuellen Fragen
in Kirche und Gesellschaft und ringe nach Antworten.

„Hast du mich lieb?“, fragt Jesus. Immer wieder, um mich neu
auszurichten. Auf IHN und auf meine Welt um mich herum. Eine
liebevolle Unterbrechung aus meiner Geschäftigkeit. Ein zur
Ruhekommen, wie es die Grafik oben rechts ausstrahlt. So geschieht
seine Liebe: sie verändert mich und so auch die Welt um mich herum.
Auch durch kleine Herzen wie meines.


P.S. Lieber Paulus, am meisten bewundere ich deine Ehrlichkeit.
Zeitlebens hast du darunter gelitten, wie weit „Ist doch klar“ und „Geht
klar“ auseinanderliegen. Für mich gipfelt diese Einsicht in den beiden
letzten Versen deines Hohelieds der Liebe: „Wir sehen jetzt durch
einen Spiegel in einem dunklen Bild; dann aber von Angesicht zu
Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich
erkennen, gleichwie ich erkannt bin. Nun aber bleiben Glaube,
Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter
ihnen.“
(1. Korinther 13, 12 u. 13)


Danke, lieber Paulus. Du bist mir ein Stück ans Herz gewachsen, auch
wenn ich mich wohl immer an einigen deiner Aussagen reiben
werde …


Auslegungstext: Renate Karnstein


Mit diesen wunderbaren ermutigenden und herausfordernden Gedanken
zur Jahreslosung grüße ich euch alle und freue mich darauf, mit euch im
neuen Jahr diese Liebe Gottes zu verkünden:
Herr, das Licht deiner Liebe leuchtet auf, strahlt inmitten der Finsternis
für uns auf. Jesus, du Licht der Welt, sende uns dein Licht, mach uns
frei durch die Wahrheit die jetzt anbricht, sei mein Licht, sei mein Licht.
Jesus dein Licht, füll dies Land mit des Vaters Ehre, komm Heiliger
Geist, setz die Herzen in Brand. Flies Gnadenstrom überflute dies Land
mit Liebe, sende dein Wort, Herr dein Licht strahle auf.
Herzliche Grüße Euer Raimund

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